Eine Erhöhung der Gewerbesteuer wirkt sich negativ auf die Innovationskraft von Unternehmen sowie auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland aus. Forschung und Entwicklung werden im Zuge höherer Belastungen verlagert oder ganz aufgebeben. In deren Folge schrumpft auch die Anzahl angemeldeter Patente und damit die Konkurrenzfähigkeit im Wettbewerb. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Wissenschaftsteam, das die hemmenden Wirkungen von sich ändernden Gewerbesteuerhebesätzen über einen Zeitraum knapp drei Jahrzehnten betrachtet hat. „Bei steigenden Steuern für Betriebe sinken deren Ausgaben für Forschung und Entwicklung – und zwar unabhängig von der Betriebsgröße. Hier lohnt es sich für die Politik, genauer hinzuschauen. Denn derzeit werden spezielle Steueranreize für Forschung und Entwicklung oftmals eng an die Betriebsgröße geknüpft“, sagt Prof.  Dr.  Sebastian Siegloch, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Soziale Sicherung und Verteilung“. Die 2019 in Deutschland eingeführte Forschungszulage steht allen forschenden Unternehmen zur Verfügung und ist in dieser Hinsicht gut ausgestaltet. Die Studie zeigt auch, dass eine direkte steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung effizienter ist, als eine einfache Reduktion von Gewinnsteuern für Unternehmen. Da auch nicht forschende Unternehmen Steuern auf ihren Gewinn zahlen, würde ein Absenken von Körperschafts- oder Gewerbesteuern zwar positive Innovationsimpulse setzen, aber gleichzeitig zu relativ großen Einnahmeausfällen führen. Mit Hilfe spezieller steuerlicher Förderung könnte der gleiche innovative Impuls zu geringeren fiskalischen Kosten erzeugt werden. Zusätzlich belegt die Studie, dass es sich negativ auf das Wirtschaftswachstum insgesamt auswirkt, wenn sich Betriebe steuerbedingt aus den Forschungsaktivitäten zurückziehen. Weniger Innovationen führen zu weniger Patenten und damit zum Verlust von Wettbewerbsvorsprung. Das lässt sich auch beziffern: „Allein die steuerbedingten Verringerungen der Innovationen erklären etwa acht Prozent des gesamten negativen BIP-Effekts, der mit einer Erhöhung der lokalen Unternehmenssteuern einhergeht“, sagt Siegloch.
Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW

Arbeitsmärkte und Personalmanagement; Digitale Ökonomie; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement; Marktdesign; Soziale Sicherung und Verteilung; Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft, Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik.

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