Wasserstoff ist ein Baustein der Energiewende, so das Fazit der Brennpunkt-Veranstaltung, bei der das Energienetzwerk fokus.energie e.V. mit der Technologieregion Karlsruhe und dem Fraunhofer ICT umfassend informierte und diskutierte. Ob wissenschaftliche, technologische, wirtschaftliche, ökologische oder gesellschaftliche Gesichtspunkte: Über internationale 110 Teilnehmer folgten der Online-Veranstaltung, „Ausdruck der Wertigkeit und der Aktualität des Themas“, so Hilmar F. John, fokus.energie-Geschäftsführer. „Wichtig war uns, neben dem Beleuchten von einzelnen Teilbereichen, auch Praxisbeispiele aufzuzeigen, schließlich braucht jede Technologie Tests unter realen Bedingungen – und in der Anwendung finden sich die Verbesserungen.“

In Sachen Versorgungs- und Energiesicherheit seien Alternativen wichtig und nötig, informierte Professor Dr. Karsten Pinkwart vom Fraunhofer ICT, Mitglied des Nationalen Wasserstoffrats der Bundesregierung, und gab dazu einen Überblick über Aufgaben, Projekte, Zielsetzung und Aktionsplan des Nationalen Wasserstoffrats mit seinen vier Arbeitsgruppen Forschung und Entwicklung, Erzeugung, Import und Integritätssicherung, Infrastruktur und Anwendungen. Das unabhängige Expertengremium, das unter anderem Ministerien und auch das Kanzleramt berät, habe deutlich Fahrt aufgenommen, gebe auch Handlungsempfehlungen. Ob grüner Strom, Produktion oder Prozesskosten: Sicherlich gehe der Wandel nicht von heute auf morgen, Transformationspfade müssten beschritten werden, dabei lohne auch ein Blick über die Grenzen.

In Sachen Kostenprojektionen müsse der Schritt von der Manufaktur zur Serienfertigung erreicht werden. Dr. Manuel C. Schaloske, Leiter Energie bei der e-Mobil BW GmbH sowie Leiter der Landesplattform H2BW, gab in seinem Vortrag einen Überblick über Status Wasserstoff und Brennstoffzelle in der Mobilität – und dazu vielfältige Beispiele für Anwendungen. Rund 30 Maßnahmen werden zudem in einem Empfehlungspapier gelistet. Die Landesplattform H2BW unterstütze, eingebettet in eine spezielle Roadmap, in Sachen Infrastruktur, Anwendungen und strukturelle Förderung auf dem Weg zur Wasserstoffwirtschaft. Aufgezeigt wurden dabei auch Versorgungsszenarien von der grünen Erzeugung an; ob Nutzung für Strom oder Wärme, H2-Abfüllanlage, Wasserstoffspeicher, Blockheizkraftwerk oder Wasserstoff-Tankstelle. Die Plattform H2BW wird dabei thematisch geclustert in Sektoren.

Um die Wasserstoffproduktion ging es im Vortrag von Michael Hoffeins, Leiter Rohstoffsicherung Deutschland, Prokurist „Heidelberger Sand und Kies“: „Nutzung der Überkapazitäten Seegestützter PV Anlagen zur Wasserstofferzeugung“. Dabei werden beim Rohstoffsicherer auch Seeflächen für schwimmende Photovoltaikanlagen (PV) einbezogen. Vorteile der Stromerzeugung für die spätere Verwendung sind unter anderem keine Überplanung von Flächen, keine Abschattung, gute Erschließung und die Wasserelektrolyse könne auf der Anlage sein. Das Unternehmen habe rund zehn Anlagen bislang im Visier, die aufs Wasser gebracht werden sollen, unter anderem am Standort Waghäusel-Wiesental, dazu würden sich weitere Synergien ergeben.

Hohe Wasserqualität für die Langlebigkeit des Elektrolysesystems, herausfordernde H2-Verdichtung im dynamischen Betrieb, ausgereifte Logistik oder organisatorische Herausforderungen: Jonas Aichinger, Geschäftsbereichsleiter GIM, Innovationsmanagement bei „Mainzer Stadtwerke AG“, berichtete über Praxis-Erfahrungen des Unternehmens, bei denen in Sachen Wasserstoff eine Grünstrategie gefahren werde.

Dazu gibt’s im ÖPNV in Mainz seit fünf Jahren praktische Erfahrungen. Auch sei das Unternehmen engagiert in Sachen neue Projekte: So soll unter anderem eine Kläranlage eine zusätzliche Filterung vornehmen und so ganz nebenbei dann eine innovative Elektrolysetechnik verwenden, die mit der Aufspaltung von Wasser Wasserstoff für Brennstoffzellen von Fahrzeugen schafft – und der entstehende Sauerstoff kann zur Erzeugung von Ozon für die Abwasserreinigung genutzt werden.

Ob Pkw, Lkw, Busse, Bahn, Schiffe oder zum Beispiel auch Gabelstapler: Sie alle brauchen „Ladung“. Um die Entwicklung der Infrastruktur für Wasserstofftankstellen in Deutschland ging es im Vortrag von Dr. Jan Michalski, Senior Project Manager, Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH. Primär fänden sich die Tankstellen bislang eher in urbanen Bereichen in Deutschland, bedingt durch die höhere Nachfrage. Die Betankung sei nicht groß anders als ein konventionelles Fahrzeug zu betanken, schließlich soll der Komfort für Kunden erhalten bleiben. Abdeckung und Reichweite: In Deutschland seien Fahrten von A nach B problemlos umsetzbar, dies sei aber in Europa noch nicht flächendeckend möglich – wenn auch seit 2017 ein signifikanter Anstieg an Tankstellen zu verzeichnen sei. Die Infrastruktur sei da, weitere Anbieter stünden in den Startlöchern, doch es bräuchte mehr entsprechende Fahrzeuge. Batterie- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge könnten dabei gemeinsam einen Beitrag zur Energie- und Verkehrswende in Deutschland leisten.

Über Wasserstoff als Baustein der Energiestrategie „R E action 1.5“ der Technologieregion Karlsruhe (TRK) und den Aufbau einer Modellregion „Grüner Wasserstoff“ informierte Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer Technologieregion Karlsruhe GmbH. Schließlich sei die TRK ein Hotspot für innovative Energielösungen, ein Pionier und Leuchtturm für die Energiewende. Mit „WINFRID“, der „Wasserstoff Infrastruktur in Demonstration“, gehe es um einen ganzheitlichen, systematischen Ansatz zur technischen und nichttechnischen Erprobung der H2- und Brennstoffzellentechnologie in einem realen Umfeld. In vier Handlungsfeldern soll das Thema dabei angegangen werden – mit unterschiedlichen Blickwinkeln unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse.

In der ausführlichen Fragerunde und Diskussion ging es unter anderem um Strombedarf, Kosten des Elektrolyseurs, H2-Strategie, Speicherung, Transport, Anwendungen, Förderungen oder Investitionskosten. Die breitgefächerten Fragen zeigten auch die Themenvielfalt auf. Ob Stahl, Chemie, Wärme, Mobilität: Wir stehen vor einer industriellen Revolution, so der Tenor der Experten um Professor Pinkwart – mit Blick auf die Bereiche, die davon abhängen. Die Technologien seien vorhanden, aber Infrastruktur, Produktionsanlagen und Komponentenlieferungen müssten hochskaliert werden. Früher habe man Benzin in einer Apotheke gekauft, die erneute Transformation werde beim Thema Wasserstoff jetzt erlebbar, die Nachfrage steige, Unternehmen sorgen zunehmend für Angebote.

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