Die durch die COVID-19-Pandemie verursachte Coronakrise stellt die Weltwirtschaft vor eine Herausforderung, die für die letzten Jahrzehnte in diesem Ausmaß und dieser Komplexität einmalig ist. Auch in der Energiewirtschaft hat sie aufgrund der veränderten Stromnachfrage – insbesondere durch die Ausfälle in der produzierenden Industrie, aber auch im Gewerbe – starke Verluste auf vielen Stufen der Wertschöpfungskette sowie hohen Aufwand (z.B. Zahlungsmoratorium, Umsatzsteuerreduktion) verursacht, aber auf der anderen Seite auch mehr Umsatz (z.B. für IT-Dienstleister) oder langfristige Chancen wie eine höhere Flexibilität bzgl. mobile work gebracht. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung korreliert stark mit dem Verlauf der Pandemie, dem Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen und politischer Unterstützung für die Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt die Potenzialstudie „COVID-19: Herausforderungen und Chancen für die Energiewirtschaft“ des Trend- und Marktforschungsinstituts trend:research.

Die anfangs rasante Ausbreitung und unklare weitere Entwicklung der COVID-19-Pandemie stellten und stellen Bevölkerung, Politik und Wirtschaft vor besondere Herausforderungen. Durch die getroffenen Einschränkungsmaßnahmen ist die Wirtschaft massiv betroffen; so wird von verschiedenen Institutionen wie dem BMWi, IFO oder IWF für 2020 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Euroraum von bis zu über zwanzig Prozent gerechnet. 

Sicher ist schon jetzt, dass viele Teile der Wertschöpfungskette sich – getriggert durch die Entwicklungen in der Coronakrise – in den kommenden Jahren wandeln werden, z.B. in Bezug auf eine zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt oder einem verstärkten Fokus auf dezentrale und regionale Lieferketten.

Sinkende Stromnachfrage und höherer Anteil der Erneuerbaren Energien prägen Energiemarkt in der Coronakrise

Auch die Energiewirtschaft ist stark von der Coronakrise betroffen und hat in den letzten drei Monaten Verluste auf fast allen Stufen der Wertschöpfungskette verzeichnet. Die Gründe hierfür sind vielfältig: auf allen Ebenen werden Lieferketten unterbrochen, Fristen verschoben und der reguläre Betrieb der Unternehmen beeinflusst. Insolvenzen sowie Zahlungsausfälle stellen Anforderungen an das Forderungsmanagement und den Vertrieb; Zahlungsmoratorien oder die Aussetzung der Insolvenzmeldepflicht verstärken diese. Durch den hohen Produktionsrückgang in der Industrie sinkt die Stromnachfrage, die Netze werden weniger ausgelastet, vorab beschaffte Energiemengen zurückgegeben und der Strompreis fällt, kurzfristig sogar ins Negative. Die Veränderung der Energienachfrage führt zudem zu einem Rückgang des Anteils der Stromerzeugung aus Kohlekraft und einem steigenden Anteil an Erneuerbaren Energien.

Viele dieser kurzfristigen Folgen der Coronakrise werden die Energiewirtschaft auch in den kommenden Monaten und Jahren noch beschäftigen: die Umsatzeinbußen und daraus folgende schwache Liquidität der Versorgungsunternehmen können in Kürzungen von Projekten bis hin zu im Markt kolportierten Insolvenzen von Energieversorgern und deren Zulieferern resultieren. Notwendige Sparmaßnahmen werden zu Reduktionen führen und die Nachfragesituation für externe Dienstleistungen nachhaltig beeinflussen.

Erfahrungen mit der Spanischen Grippe und Sars – eine „zweite Welle“ von COVID-19 ist wahrscheinlich

In der Studie analysiert trend:research u.a. vergangene Pandemien, um auf dieser Grundlage Prognosen für den weiteren Verlauf von COVID-19 zu treffen. Die spanische Grippe hatte drei Wellen und auch das umgehend eingedämmte SARS am Anfang des Jahrtausends konnte über 8 Monate hinweg wiederholt kleine Ausbrüche verursachen. Dementsprechend kann auch für COVID-19 mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer zweiten Welle ausgegangen werden, wie sie bei allen größeren globalen Pandemien aufgetreten ist. Diese finden häufig in Abhängigkeit mit den Jahreszeiten statt, da die Wintermonate für die Verbreitung der Viren günstigere Bedingungen bieten.

Doch COVID-19 unterscheidet sich wesentlich von den Pandemien der Vergangenheit: es gab bisher keine Pandemie, die sich so schnell global verbreiten konnte und beinahe die gesamte Weltwirtschaft zu Maßnahmen zwang. Sars wurde schnell eingedämmt und durch internationale Wirtschaftsbeziehungen konnten sich die lokal stark betroffenen Regionen – wie Hong Kong – zeitnah erholen. Grippepandemien, wie die asiatische Grippe in den 50er Jahren, konnten besser bewältigt werden, da Impfstoffe und Medikamente bekannt waren. Die spanische Grippe kommt der COVID-19 Pandemie am nächsten, fand aber nun schon vor über 100 Jahren statt und entwickelte sich in einem komplett anderen wirtschaftlichen und technologischen Umfeld.

Weitere wirtschaftliche Entwicklung hängt wesentlich von dem Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen und Reaktionen der Politik ab

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Zeiten der COVID-19-Pandemie hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Intensität und dem Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen und der weiteren Reaktion der Politik. Basierend auf einer Betrachtung vergangener Pandemien und Wirtschaftskrisen hat trend:research in der Studie drei Szenarien – schnelle Erholung („V“), langsame Erholung („U“) sowie Rückfall und Erholung („W“) – zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung erstellt, die eng mit der Entwicklung von COVID-19 korrelieren.

In dem Szenario „schnelle Erholung“ fällt der zweite Ausbruch von COVID-19 vergleichsweise sanft aus und es werden keine weiteren Eindämmungsmaßnahmen nötig. Die getroffenen wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen, wie z.B. Wirtschafts- und Konjunkturpakete, sind angemessen und werden von den Marktteilnehmern angenommen, sodass die wirtschaftliche Entwicklung weitgehend positiv verläuft. Da die wichtigen Stromabnehmer aus Industrie und Gewerbe vergleichsweise schnell wieder auf den Verbrauch des Vorjahresniveaus zurückkehren, bleiben die Folgen für die Energiewirtschaft größtenteils auf die Verluste der ersten Welle reduziert.
Im Szenario „langsame Erholung“ kommt es ebenfalls nur zu einer leichten zweiten Welle der Pandemie. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert hier jedoch: es kommt zu einem starken Anstieg an Insolvenzen und somit z.B. einer Reduktion der Energienachfrage. Durch die schwache Konjunktur sind außerdem die Projektlage der Dienstleister sowie die Investitionen in neue Infrastruktur negativ betroffen. Aus der Krise entstehende Chancen, wie z.B. in Bezug auf die Digitalisierung, können in diesem Szenario entsprechend weniger genutzt werden. Die langgezogene Rezession wirkt sich insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen aus.
Im Szenario „Rückfall und Erholung“ fällt die zweite Welle von COVID-19 besonders stark aus. Nach einer anfänglichen Erholung der Wirtschaft steigt die Infektionsrate wieder stark an, wodurch erneut ein größeres Maß an restriktiven Maßnahmen erforderlich ist. Dieser Rückfall trifft insbesondere größere Industrieanlagen schwer, da der Neustart nach einem Lockdown mit hohen Kosten verbunden ist. Gleichzeitig konnten in der kurzen Phase der Erholung während des Sommers die Verluste des ersten Quartals nicht ausgeglichen werden. Der Stromverbrauch sinkt entsprechend. Durch längere Einschränkungen kann ein verstärkter und „nachhaltigerer“ Digitalisierungsschub jedoch auch positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben.

Die Stromnachfrage wird u.a. durch hohe Produktionsrückgänge im Rahmen der Coronakrise stark beeinflusst. Während der Krise steigt die Nachfrage von Haushaltskunden an, während Industrie- und Gewerbekunden weniger Verbrauch verzeichnen. Insbesondere im Szenario Rückfall und Erholung sind die Auswirkungen aufgrund des durch die erneuten Eindämmungsmaßnahmen entstehenden Produktionsrückgangs in der Industrie sowie des Anstiegs von Insolvenzen besonders stark.

Energiemarktdienstleister bekommen wirtschaftliche Auswirkungen erst zeitverzögert zu spüren

Wie in vielen Branchen werden auch bei den Energiemarktdienstleistern die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erst allmählich sichtbar, da die Branche nur indirekt durch eine schwächere Konjunktur betroffen ist. Mit dem allgemeinen Wirtschaftseinbruch, inklusive der hohen Zahl an zu erwartenden Unternehmensinsolvenzen – mit einem Anstieg von bis zu 40% auf 27.000 Insolvenzen im Jahr 2020 im Szenario Rückfall und Erholung – nach dem Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht im September 2020 und dem Wegfall von Kunden und Zulieferern, werden die wirtschaftlichen Folgen zeitverzögert ab ca. dem vierten Quartal aber auch auf die Dienstleistungsebene treffen.

Zeitgleich profitieren Energiemarktdienstleister durch die höhere Nachfrage nach digitalen Lösungen und digitaler Infrastruktur. So können sich durch die Coronakrise viele Entwicklungen beschleunigen, z.B. die Konzentration auf Robotik, Automatisierungsprozesse, Liquiditätsanalysen und Self Service. Dies birgt große Potentiale für Energiemarktdienstleister: insbesondere das Angebot einer Digitalisierung von Arbeitsprozessen, die Bereitstellung neuer Formate des Kundenservices sowie die Unterstützung bei einer effizienten Standardisierung und Automatisierung bieten Chancen.

trend:research Studie analysiert Chancen und Risiken der „Coronakrise“ für die Energiewirtschaft

Die aktuelle Studie „COVID-19: Herausforderungen und Chancen für die Energiewirtschaft“ von trend:research umfasst 138 Seiten und ist ab sofort erhältlich. Basierend auf einer Betrachtung vergangener Pandemien und Wirtschaftskrisen werden in der Studie folgende Fragen beantwortet: Wie wird die weitere Entwicklung der Pandemie aussehen? Welche Eindämmungsmaßnahmen werden in den kommenden Monaten notwendig sein? Welche wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen werden möglich und umsetzbar sein?

Neben detaillierteren Analysen zur Zukunft des Energiemarktes präsentiert trend:research Prognosen zur Entwicklung der Bereiche Erzeugung, Netzausbau und Vertrieb. Zudem werden für die verschiedenen Branchen entlang der Wertschöpfungskette die durch COVID-19 entstehenden Trends, Chancen und Risiken präsentiert.

Weitere Informationen können Sie unter presse@trendresearch.de anfragen.

Über die trend:research GmbH

Als Branchenspezialist besitzt trend:research aktuelle und umfassende Informationen und Daten über Marktentwicklungen, Wettbewerb, Technologien, Trends, Chancen und Risiken der deutschen Ver- und Entsorgungswirtschaft. Neben frei verkäuflichen Multi-Client-Studien, die durch langjährig erprobte Methodik theoretische Grundlagen mit aktuellen Marktdaten, Prognosen und Wettbewerbsanalysen liefern, erstellt trend:research auch Studien im direkten Kundenauftrag, die neben dem Thema auch in puncto Methodik, Fokussierung und Umfang individuell abgestimmt werden. trend:research berät Unternehmen mit Blick auf den aktuellen Markt in bisher 630 Projekten und über 680 Multi-Client-Studien neutral, praxisnah und kundenspezifisch – bereits seit über 22 Jahren.

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