Das Geschäftsjahr 2019 der Komax Gruppe war geprägt von der schwächelnden Automobilindustrie und deren Folgen: Der Bestellungseingang (CHF 408.7 Millionen), Umsatz (CHF 417.8 Millionen) und EBIT (CHF 24.0 Millionen) gingen deutlich zurück und lagen dadurch klar unter dem Rekordergebnis von 2018. Um ihre führende Marktposition langfristig zu festigen, hat Komax auch 2019 stark in Forschung und Entwicklung investiert (9.9% des Umsatzes). Die Wachstumsstrategie mit den vier strategischen Stossrichtungen hat der Verwaltungsrat bestätigt, jedoch aufgrund der aktuellen Einschätzung der Entwicklung des Automobilmarkts die Mittelfristziele angepasst. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung eine Dividende von CHF 1.80 je Aktie, was einer Ausschüttungsquote von 52.3% entspricht.

2019 war äusserst herausfordernd für Komax. Verschiedene geopolitische Faktoren wie der Handelsstreit zwischen den USA und China haben dazu geführt, dass viele Kunden verunsichert und sehr zurückhaltend mit Investitionen waren. Dies insbesondere auch deshalb, weil der Umbruch der Automobilindustrie (Elektromobilität, autonomes Fahren) bereits hohe Investitionen erfordert und die Branche insgesamt am Schwächeln ist. Für Komax hatte dies zur Folge, dass Projekte während des ganzen Jahres verschoben wurden und dadurch das Rekordergebnis des Vorjahres unerreicht blieb.

Der Bestellungseingang nahm um 17.7% auf CHF 408.7 Millionen (2018: CHF 496.7 Millionen) ab und der Umsatz um 12.9% auf CHF 417.8 Millionen (2018: CHF 479.7 Millionen). Der Umsatz war im zweiten Halbjahr etwas höher als im ersten (1. Halbjahr 2019: CHF 203.3 Millionen, 2. Halbjahr 2019: CHF 214.5 Millionen). Dazu trugen teilweise die 2019 getätigten Akquisitionen von Artos Engineering und Exmore bei. Der Umsatz resultierte aus einem hohen organischen Rückgang (–13.7%), dem akquisitorischen Wachstum (+2.7%) und dem negativen Fremdwährungseinfluss (–1.9%). Beim Bestellungseingang war das zweite Semester leicht schwächer (1. Halbjahr 2019: CHF 206.7 Millionen, 2. Halbjahr 2019: CHF 202.0 Millionen).

 

Wachstum in Nord-/Südamerika

 

Komax erzielt rund 80% des Umsatzes in der Automobilindustrie. Dass sich diese in einer generellen Schwächephase befindet, hat sich 2019 beinahe in allen Regionen gezeigt. Nur in Nord-/Südamerika konnte Komax ein Umsatzwachstum verzeichnen. Dazu beigetragen hat auch die per 1. April 2019 akquirierte Artos Engineering mit Hauptsitz in Brookfield, Wisconsin, USA. Am deutlichsten war der Umsatzrückgang in Asien (–22.5%), wo der Grossteil des Umsatzes aus China stammt. Die konjunkturelle Abkühlung in Verbindung mit im Vorjahr aufgebauten Überkapazitäten führte dazu, dass in China die Investitionen in Automatisierungslösungen markant zurückgingen. Ebenfalls rückläufig waren die Umsätze in Europa (–16.8%) und Afrika (–13.2%). In diesen beiden Regionen hat sich gezeigt, dass der seit mehreren Jahren anhaltende Trend weitergeht: Aufgrund immer knapper werdender personeller Ressourcen in Osteuropa verlagern Kabelkonfektionäre ihre Produktion teilweise nach Nordafrika. Trotz dieser Verlagerung ist Europa mit einem Umsatzanteil von 42.7% weiterhin der mit Abstand grösste Absatzmarkt von Komax. An zweiter Stelle folgt Nord-/Südamerika mit einem Umsatzanteil von 24.9%. In den Marktsegmenten Aerospace, Data-/Telecom und Industrial nahmen die Umsätze weniger stark ab als in der Automobilindustrie.

 

Rückläufiges Volumengeschäft und Projektgeschäft belasten Profitabilität

 

«Der Umsatzrückgang war vor allem eine Folge der markant gesunkenen Nachfrage nach Kabelverarbeitungsmaschinen, die in direktem Zusammenhang mit der Anzahl produzierter Fahrzeuge steht. Investitionen im Zusammenhang mit dem strukturellen Wandel der Automobilindustrie wurden weiterhin getägig», erklärt Matijas Meyer, CEO der Komax Gruppe. 2019 wurden weltweit rund 89 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge produziert. Das sind 5.7% bzw. rund 5.5 Millionen Fahrzeuge weniger als im Vorjahr. Da die Maschinen für das Volumengeschäft einen überproportionalen Beitrag zum betrieblichen Ergebnis (EBIT) von Komax leisten, hat dieses um 64.3% auf CHF 24.0 Millionen abgenommen (2018: CHF 67.3 Millionen). Die EBIT-Marge sank von 14.0% auf 5.8%. Der Fremdwährungseinfluss war negativ und reduzierte die EBIT-Marge um 0.8 Prozentpunkte.

 

Die Profitabilität sank zudem aufgrund von Zusatzaufwendungen im hohen einstelligen Millionenbereich bei einzelnen kundenspezifischen Pionierprojekten. «Diese Grossprojekte stehen mehrheitlich im Zusammenhang mit neuen Technologien in der Automobilindustrie, die für schnelle und grosse Datenübertragungen in Fahrzeugen benötigt werden. Um hochautomatisiertes oder gar autonomes Fahren zu ermöglichen, sind diese Neuentwicklungen entscheidend und bieten künftig viel Wachstumspotenzial für Komax», sagt Matijas Meyer. Von den Pionierprojekten, an denen Komax über mehrere Jahre gearbeitet hatte, konnte sie die Mehrheit 2019 abschliessen. Sie geht davon aus, die restlichen 2020 zu beenden.

 

Komax wird auch künftig auf Veränderungen in der Automobilindustrie reagieren und Entwicklungen vorantreiben, die das langfristige Wachstum sichern. Sie wird sich jedoch im Projektgeschäft auf Aufträge mit tieferem Risikoprofil fokussieren. 2019 investierte Komax CHF 41.5 Millionen (2018: CHF 41.1 Millionen) in Forschung und Entwicklung, was 9.9% des Umsatzes entsprach. Mit zahlreichen neuen Produkten konnte Komax ihre Technologieführerschaft auch 2019 eindrücklich unter Beweis stellen und neue Standards setzen, beispielsweise bei digitalen Dienstleistungen oder der automatisierten Verarbeitung von Hochvoltkabeln für Elektrofahrzeuge.

 

Hohe Investitionstätigkeit

 

Das Gruppenergebnis nach Steuern (EAT) nahm um 74.5% auf CHF 13.2 Millionen (2018: CHF 51.8 Millionen) ab. «Das Ergebnis belastet haben das Finanzergebnis von CHF –4.9 Millionen (2018: CHF –5.2 Millionen) und die hohe Steuerquote von 31.1% (2018: 17.0%), die mehrheitlich auf nicht aktivierte Verlustvorträge zurückzuführen ist. Mittelfristig geht Komax von einer Steuerquote von rund 20% aus», führt Andreas Wolfisberg, CFO der Komax Gruppe aus. Das unverwässerte Ergebnis pro Aktie belief sich auf CHF 3.44 (2018: CHF 13.52).

 

Das finanzielle Fundament ist weiterhin solide: Per 31. Dezember 2019 belief sich das Eigenkapital auf CHF 244.6 Millionen (2018: CHF 281.6 Millionen) und die Eigenkapitalquote lag bei 50.8% (2018: 60.8%). Aufgrund von grossen Investitionen in vier neue Produktions- und Entwicklungsgebäude in der Schweiz, in Deutschland und in Ungarn sowie zwei Akquisitionen resultierte ein freier Cashflow von CHF –36.9 Millionen (2018: CHF –4.3 Millionen). Die Nettoverschuldung lag bei CHF 106.2 Millionen (2018: CHF 39.4 Millionen).

 

Ausschüttungsquote von 52.3%

 

«Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung vom 21. April 2020 eine Dividende von CHF 1.80 je Aktie (2018: CHF 7.00), was einer Ausschüttungsquote von 52.3% (2018: 52.0%) entspricht. Komax erfüllt somit ihre strategische Zielsetzung, die eine Ausschüttungsquote von 50–60% vorsieht», sagt Verwaltungsratspräsident Beat Kälin. Von den CHF 1.80 werden CHF 0.20 je Aktie aus Kapitaleinlagereserven ausgeschüttet. Diese sind für natürliche Personen in der Schweiz, die Aktien im Privatvermögen halten, steuerfrei.

 

Verwaltungsrat passt Mittelfristziele der Entwicklung des Automobilmarkts an

 

2020 ist davon auszugehen, dass die Fahrzeugproduktion auf dem 2019er-Niveau stagniert oder sogar sinkt, je nachdem wie gross der Einfluss des Coronavirus sein wird. Ab 2021 kann gemäss Analysen von IHS Markit wieder mit leichtem Wachstum gerechnet werden. «Aufgrund der aktuellen Einschätzung der Entwicklung des Automobilmarkts für die kommenden Jahre hat der Verwaltungsrat entschieden, die Mittelfristziele (2017–2021) anzupassen und einen neuen Zeithorizont – das heisst 2023 – zu definieren», erläutert Beat Kälin. «Der Verwaltungsrat bestätigt die bisherige Strategie und erwartet weiterhin, dass Komax nicht nur am Wachstum des Automobilmarkts (Anzahl produzierte Fahrzeuge) partizipiert, sondern aufgrund des Automatisierungstrends zusätzlich mindestens 2–3% wächst.» Komax strebt folgende Ziele für 2023 an: Umsatz von CHF 450–550 Millionen und EBIT von CHF 50–80 Millionen sowie eine Ausschüttungsquote von 50–60% des EAT. Auf die Kommunikation eines RONCE-Ziels wird künftig verzichtet. Die Strategie von Komax basiert auf vier Stossrichtungen: Lösungen entlang der Wertschöpfungskette, innovative Fertigungskonzepte, globale Kundennähe und Entwicklung von Non-Automotive-Märkten.

 

Ausblick

 

«Die mittel- und langfristigen Wachstumsperspektiven der Komax Gruppe sind unverändert positiv, da die Kunden weiterhin bestrebt sind, den Automatisierungsgrad der Kabelverarbeitung künftig deutlich zu erhöhen», sagt Matijas Meyer. «Zudem sind Trends wie das autonome Fahren und die Elektromobilität Wachstumstreiber für Komax. Kurzfristig leiden wir jedoch darunter, dass die gesamte Wertschöpfungskette der Automobilindustrie unter starkem Anpassungsdruck steht. Wir gehen davon aus, dass 2020 erneut ein herausforderndes Jahr wird und haben deshalb bereits Massnahmen ergriffen, um die Kosten nachhaltig zu senken.» Zudem passt Komax ihre Strukturen an, so dass sie der Dynamik des Marktes noch besser gerecht werden. Da die Visibilität der Geschäftsentwicklung sehr tief ist und die Auswirkungen des Coronavirus momentan nicht abschätzbar sind, ist eine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zurzeit nicht möglich.

Über die Komax Holding AG

Komax ist eine global tätige Technologiegruppe, die sich auf Märkte im Bereich der Automatisierung konzentriert. Als führende Herstellerin innovativer und qualitativ hochstehender Lösungen für die Kabelverarbeitung unterstützt die Komax Gruppe wirtschaftliche und sichere Fertigungsabläufe insbesondere bei Automobilzulieferern. Die Komax Gruppe beschäftigt weltweit über 2200 Mitarbeitende und bietet über Tochtergesellschaften und unabhängige Vertretungen Verkaufs- und Serviceunterstützung in über 60 Ländern.

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