Eine historische Aufgabe nimmt uns alle in die Verantwortung. Der Virus Covid-19 hält die Welt in Atem. Massive internationale Maßnahmen werden unternommen, um die Epidemie einzudämmen und sie daran zu hindern, eine bis vor kurzem noch boomende Weltwirtschaft zu infizieren. Doch weitaus gefährlicher ist die fossile Pandemie.

Sie gilt es mit noch viel größerer Entschlossenheit zu bekämpfen. Der fossile Virus grassiert bereits seit vielen Jahrzehnten. Er hat Abermillionen von Menschen getötet und unermessliches Leid angerichtet – in der Natur ebenso wie in unserer konstruierten Welt. Das Fieber der fossil befeuerten Erderhitzung nimmt weiter ungehindert Fahrt auf: Die jahrzehntelange Abwiegelung, zu wenige, halbherzige gesetzliche Bestimmungen und das aktive Bremsen der Eindämmungsmaßnahmen – wie die Entgleisung Deutschlands ursprünglicher Energiewende – zeigen nun ihre fatalen Effekte.

Für alle, die noch Hoffnung hegen, das Leben auf Erden zu erhalten, gibt es keine Alternative zum kurzfristigen Beenden der Verbrennung aller fossilen Ressourcen – Kohle, Erdgas und Erdöl. Alle zentralen Systeme, insbesondere auch die, die auf atomaren Ressourcen basieren, sind angesichts der präzedenzlosen, unmittelbaren Bedrohung abzubauen und in einer Mobilisierung aller regenerativen Ressourcen für eine dezentrale erneuerbare Vollversorgung unmittelbar abzulösen. Bisherige Maßnahmen wie Zielsetzungen auf – weiter emittierende – ‚Klimaneutralität’ in angesichts der Klimadynamik viel zu langen Zeiträumen von 20 bis 30 Jahren sind heute völlig unzureichend geworden.

Wesentlich schlagkräftigere Methoden sind nötig, ähnlich einer generellen Mobilmachung. Können wir von der Covid-19-Mobilmachung lernen, als Probelauf zur lange überfälligen, geradezu sträflich vernachlässigten Regenerativen Generalmobilmachung?

Dazu gehören:

• das Einführen eines Klimaverteidigungshaushaltes für den rapiden Ausstieg aus fossilen Energien und Umstieg auf Erneuerbare Energien – dieser sollte mindestens fünf bis zehn Prozent des Bruttosozialproduktes ausmachen, ein Vier- bis Achtfaches unseres jetzigen Verteidigungshaushaltes

• die gezielte Umstrukturierung von fossilen Industrien: durch technische Substitutionsprogramme, die Beseitigung struktureller Subventionen und, wo nötig, strukturellen Maßnahmen wie Transformationshilfen; 
 
• der rapide Abbau der massiv blockierenden Regelungen für erneuerbare Netze, Speicher und distributive Systeme; 

• das Ersetzen von Arbeitsplätzen in den fossilen Industrien durch priorisierte Strukturreformen hin zu regenerativen Branchen; 

• die Neudefinition von Emissionszielen. Klimaneutralität ist nicht genug, aber auch sogenannte Nullemissions-Ziele allein reichen nicht mehr aus. Die weltweite Wirtschaft braucht Strategien, die geeignet sind, die Treibhausgas-(THG)-Konzentrationen in der Atmosphäre zu reduzieren; 

• die Einstufung fossiler Ressourcen als giftig: Ihre Förderung und Verbreitung sollte nach kurzer Übergangsfrist sanktioniert werden

EUROSOLAR unterstützt in diesem Sinne ein europäisches Klimagesetz – aber auf der Basis eines kurzfristigen 100-%-Energiezieles bis 2030, mit praktischen, noch näheren Umsetzungshorizonten, für die es an verfügbaren politischen Werkzeugen wie etwa einem überzeugenden Energie-Einspeise-Gesetz, Erneuerbaren-Energien-Technologien und erfolgreichen Beispielen nicht mangelt: EUROSOLAR hat sie seit Jahrzehnten im Rahmen der Solarpreis-Verleihungen zelebriert und in Solarstadt-, Speicher- und vielen anderen Konferenzen verbreitet. Das Ziel von 2050 auf der Basis eines ‚Net-Zero‘-Emissions-Kalküls ist zu spät, zu wenig und zu sehr auf Emissionshandel sowie nicht tragbaren und konventionellen Technologien ausgelegt.

Gegenwart und Zukunft wollen bewältigt werden

Die fossile Zerstörung ist überall sichtbar – vom Verschwinden der Hummeln aus unseren Gärten bis zum Ersticken unserer Meere durch deren Erhitzung und CO2-bedingter Versauerung. Über eine Milliarde Lebewesen sind in den Klimabränden Australiens allein über den Jahreswechsel 2019/2020 ums Leben gekommen. Monatelang wüteten Feuer bisher ungekannten Ausmaßes auf dem fünften Kontinent: Mehr als 120.000 Quadratkilometer fielen den Flammen zum Opfer. Das lodernde Australien war nur das letzte Glied in einer Kette von Brandkatastrophen, die verschiedene Erdteile immer stärker heimsuchen.

Die ausschreitenden Brände sind nicht nur Symptom der voranschreitenden, fossil befeuerten Klimaerhitzung, sie befeuern diese auch selbst, denn sie machen einen immer größeren Anteil des in die Erdatmosphäre emittierten CO2-Ausstoßes aus. Dort steigern sich nicht nur die CO2 Emissionen: Auch Methankonzentrationen – zumeist noch aus nicht-geologischen fossilen Quellen – liegen bereits zweieinhalbmal so hoch, wie ein stabiles Klima es über Zeitalter hinweg bräuchte. Noch mehr verschwiegen als Methanüberschüsse ist der Sauerstoffentzug aus der Atmosphäre, die Desoxygenierung.

Dieses massive Problem ist direktes Erbe der fossilen Energieverbrennung: Gegenwärtig werden durch fossile Energieverbrennung pro Jahr etwa 40 Gigatonnen Sauerstoff vernichtet. Diese Entwicklung wird nun noch problematischer durch das Absterben und Verbrennen der Wälder sowie die Vernichtung von Phytoplankton. Die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre sinkt leicht und stetig – und nun gibt es starke Anzeichen, dass sich diese Entwicklung beschleunigt. Eine Lösung muss gefunden werden, und logischerweise umfasst sie das rapide, wenn auch verspätete Beenden der fossilen Pyromanie sowie die Stärkung der biogenen Sauerstoffproduktion.

Covid-19 und seine Auswirkung auf die fossil befeuerte Weltwirtschaft bringen auch die Probleme zutage, die die fossile Abhängigkeit uns eingebrockt hat: Die reduzierte Wirtschaftsleistung führt zu geringerer Luftverschmutzung. Reinere Luft bedeutet mehr Sonneneinstrahlung, die kurzfristig zu einer möglichen lokalen Verdopplung des nachindustriellen Temperaturanstiegs von durchschnittlich mindestens 1,3 Grad Celsius führen kann – über Land ist er in Europa heute bereits doppelt so hoch. Dies illustriert die elementare Wichtigkeit, den Umbau der Energiesysteme mit stark CO2-entziehenden Maßnahmen in Boden- bis Bauwirtschaft zu vereinen.

Hierzulande und anderswo wird schon lange von Klimaanpassung gesprochen. Wie aber passt man sich an seine eigene Vernichtung an? Das fossile Verhalten unserer Wirtschaft hat Bedingungen geschaffen, in denen alles, was wir kennen, unterzugehen droht. Laut der Studie „Lifting Europe’s Dark Cloud“ des European Environmental Bureau (EEB) und anderen Organisationen verloren im Jahr 2016 etwa 23.000 Menschen durch die Luftverschmutzung der Kohleverstromung vorzeitig ihr Leben. Positive, regenerative Aktionen sind effektiv und nachweislich konkret: Nach dem Inkrafttreten der EU-Richtlinie zu Industrieemissionen konnten im Jahr 2016 knapp 12.000 verfrühte Todesfälle vermieden werden.

Mutmacher: Mobilisierung für Klimastabilität

All diese Fakten lassen nur einen Schluss zu: Wenn wir nicht im Schutz von aller Lebewesen, für die wir Verantwortung tragen, versagen und auch nicht scheitern wollen, das Überleben unserer eigenen Art zu sichern, sind nie dagewesene, nie vorgestellte Anstrengungen nötig, die einer rapiden Mobilmachung gegen die existenzielle Bedrohung gleichkommen. Konkrete Schritte durch eine schnell konzipierte Notmobilisierung und Finanzierung Erneuerbarer Energien, Beendung fossiler Subventionen, strukturelle Umbaumaßnahmen im Energiesektor und gezielte gesellschaftliche Transformationen hin zu einer regenerativen Welt sind unaufschiebbar.

Unterstützen Sie EUROSOLARs ! RED ALERT ! Aufruf für eine beispiellose und dringend notwendige Regenerative Dekade, in der die vollständige Versorgung mit Erneuerbaren Energien die Minimalforderung ist. Durch sie wird unsere Wirtschaft nachhaltig resilienter und  sozial verträglich gestaltet – in Mut machender und zukunftssichernder Weise. Mit bürgernahen Publikationen, gesetzlichen und institutionellen Innovationen, Politikinstrumenten und Veranstaltungen setzt sich EUROSOLAR schon seit 1988 für die schnelle Wende ins ökologische Solarzeitalter ein.

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Prof. Peter Droege, Präsident  EUROSOLAR e.V., Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien, im März 2020 

Der Aufruf zur Dekade der Regeneration baut auf EUROSOLARs Gründer, Geschichte, Mission und Satzung auf wurde im Rahmen der Februarsitzung des Vereinsvorstands auf europäischer Ebene entwickelt und verabschiedet.

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