Angetrieben durch die geopolitischen Verschiebungen und den Wettbewerb mit den USA hat China strategische Entscheidungen getroffen, die eine bessere Vorbereitung auf externe Schocks in den Vordergrund stellen. Der Kern des 15. Fünfjahresplans, der im März verabschiedet wird, ist eine kontinuierliche strategische Neuausrichtung auf nationale Resilienz. Die obersten Prioritäten des Plans – Selbstversorgung mit Schlüsseltechnologien und Lieferketten sowie die Entwicklung innovativer Ökosysteme – sind eine explizite Reaktion auf den zunehmenden Protektionismus nicht nur der Vereinigten Staaten und entsprechende Spannungen. Dies alles sollte niemanden überraschen. Die eigentliche Frage lautet: Kann China dieses Kunststück vollbringen und seine ehrgeizigen Ziele trotz starkem internen und externen Gegenwind erreichen?
Innovationsführer mit Fokus auf strategischer Autonomie
Die Reaktion der Märkte auf den Fünfjahresplan und das Zollabkommen fiel verhalten aus. Gründe dafür sind, dass der Fünfjahresplan keine größeren Überraschungen enthält und seine Umsetzung Zeit braucht, was mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist, und dass kaum Hinweise auf antizyklische Maßnahmen vorhanden sind, die für die kurzfristige Entwicklung der Wirtschaft und der Finanzmärkte eigentlich wichtiger wären. Außerdem war der Großteil des Handelsabkommens bereits eingepreist.
Bedeutende Durchbrüche in den Bereichen KI, innovative Medikamente und fortschrittliche Produktion haben in diesem Jahr zu einer starken Rallye geführt und chinesische Aktien wieder in den Fokus globaler Anleger gerückt. Wenn der 15. Fünfjahresplan China zu einem Innovationsführer macht, könnten diese Sektoren aufgrund starker Gewinnrevisionen und Neubewertungen weiteres Aufwärtspotenzial haben. Der Plan räumt eindeutig der Industrie Vorrang vor der privaten Nachfrage ein. Die Produktionsbasis und die Widerstandskraft der Angebotsseite stehen im Mittelpunkt. So könnte sich die Konsumerholung verzögern und die Aussichten für konsumnahe Sektoren trüben. In Verbindung mit der Vorsicht gegenüber dem „alten China” – insbesondere dem Immobiliensektor und den Lieferketten – bleibt unsere allgemeine Marktposition daher neutral.
Die Priorität für wissenschaftliche und technologische Innovationen wurde neu definiert. Das Ziel hat sich von allgemeiner Innovationsleistung zu strategischer Autonomie und Unabhängigkeit in Schlüsseltechnologien verschoben. Dies spiegelt eine stärkere Betonung der nationalen Sicherheit, Widerstandskraft und Kontrolle über kritische Technologien wider.
Die Öffnung des Landes ist von Platz 9 auf Platz 5 der Prioritätenliste vorgerückt – ein ermutigendes Zeichen dafür, dass China eine stärkere Integration mit dem Rest der Welt anstrebt.
Chinas Währung wird stärker
Die Priorisierung der strategischen Autonomie hat Chinas makroökonomischen Ansatz verändert und dazu geführt, dass geopolitische Überlegungen traditionelle wirtschaftliche Lösungen für innenpolitische Herausforderungen einschränken. Dies zeigt sich bereits in der Geldpolitik, die im September 2024 nur kurzzeitig auf eine allgemeine Lockerung umgeschwenkt ist, um die Binnennachfrage zu stützen, um dann für den größten Teil des Jahres 2025 wieder zu einer selektiven Lockerung zurückzukehren.
Im Gegensatz dazu sehen wir mehr Spielraum für eine Aufwertung des Währungspaares CNY/USD. Dies spiegelt sowohl unsere Erwartung einer weiteren Schwäche des US-Dollars als auch einer Stärke des Yuan wider. Was Ersteres betrifft, so werden die geldpolitische Lockerung der Fed und die schwindende Glaubwürdigkeit des US-Dollars – teilweise aufgrund der untragbaren Haushaltslage der USA – Verkaufsdruck auf eine nach wie vor überbewertete Währung ausüben. Auf der anderen Seite deuten die extreme Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Exporte und ein Rekordhandelsüberschuss – trotz US-Zöllen – auf Spielraum für eine Aufwertung des Yuan hin. Ein erneutes globales Interesse an chinesischen Vermögenswerten könnte den Wechselkurs des Renminbi ebenfalls beflügeln und Peking dabei helfen, die Internationalisierung der Währung als Teil seiner Öffnungspolitik in den kommenden fünf Jahren voranzutreiben.
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Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management und sind Stand 5. November 2025 (Veröffentlichung des Researchs). Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.
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